Stottern / Redeflussstörung
Wann spricht man von Stottern und was kann es noch sein?
Stottern zeichnet sich durch Stockungen im Redefluss aus. Diese sog. Sprechunflüssigkeiten können genauer betrachtet Blockaden, also ein Stecken Bleiben im Wort oder vor einem Wort sein, ebenso können es Dehnungen, also langgezogene Buchstaben im Wort sein, und auch Wiederholungen von Buchstaben, Silben oder ganzen Wörtern.
Aber Achtung: Wiederholungen treten bei Kindern, die sich mitten in der Sprachentwicklung befinden, auch sehr häufig auf – meist im Alter zwischen 2 und 5 Jahren. Zu einem hohen Prozentsatz handelt es sich hierbei gar nicht um echtes Stottern, sondern um normale Redeunflüssigkeiten, auch physiologische Entwicklungsunflüssigkeiten genannt. Diese sind als Zeichen dafür anzusehen, dass sich das Sprachzentrum eines so jungen Kindes natürlich noch im Aufbau befindet und Sätze und Formulierungen erst überlegt werden müssen.
Ob es sich um echtes Stottern handelt, lässt sich anhand bestimmter Kriterien innerhalb einer Logopädischen Beratung genauer untersuchen.
Und dann gibt es noch Poltern: Manchmal sind die oben genannten Phänomene des Stotterns gar nicht die einzige Besonderheit im Sprechen. Da gibt es zusätzlich ein sehr hohes Sprechtempo, undeutliche Aussprache, gar ein Übergehen von Silben und man bringt es beim Erzählen nur schwer auf den Punkt. Das ist Poltern, ebenfalls eine Redeflussstörung.
Warum stottert jemand?
Alt ist das Vorurteil, Stottern habe etwas mit der Psyche zu tun, Stotterer seien unsichere Menschen usw. Heute weiß man es zum Glück besser!
Es gibt eine genetische Disposition zum Stottern, das bedeutet eine Veranlagung zum Stottern wird vererbt. Das muss aber nicht heißen, dass das Stottern auch wirklich in Erscheinung tritt. Ob es zu den Redeunflüssigkeiten kommt, hängt von mehreren verschiedenen körperlichen und sozialen Komponenten ab. Man spricht von auslösenden und von aufrechterhaltenden Faktoren.
Die Wissenschaft ist weiterhin damit befasst, die Ursachen für Stottern noch genauer zu erforschen. Beeinflussen kann man die Sprechbesonderheiten aber jetzt schon.
Wohin bringt mich mein Stottern?
Ein zentraler Punkt beim Stottern ist die Kontrolle über das Sprechen. Der Kontrollverlust, der durch die Symptome erlebt wird, soll in einen Kontrollgewinn gewandelt werden. Sich aus einer Blockade befreien können, ein Symptom schon im Voraus beeinflussen oder prophylaktisch Symptome erst gar nicht aufkommen lassen.
Auf den Alltag bezogen spielen oft Schamgefühle, die das Stottern mit sich bringt, eine große Rolle und die Angst vor Sprechsituationen. Diese führen bisweilen dazu, dass Situationen am liebsten vermieden werden, dass man eine Email schreibt, um nicht telefonieren zu müssen, dass man Brot nicht beim Bäcker an der Theke bestellt, sondern lieber wortlos im Supermarkt aufs Kassenband legt. Es kann also eine Abhängigkeit der Alltagsgestaltung vom Stottern bestehen.
Ziel ist, dass der Alltag frei gestaltet wird, unabhängig von Stottern, und dass Lebensentscheidungen mit und trotz Stottern so fallen wie sie eben fallen.
Was macht man in einer Therapie?
Eine Stottertherapie beinhaltet das Kennenlernen der eigenen Symptomatik. Was ist primäres Stottern und was ist im Laufe der Zeit dazu gekommen? Die sog. Sekundärsymptomatik umfasst zum Beispiel eingeschobene Laute („äh“), Ersatzwörter, Wiederholungen ganzer Satzteile oder gar Kopfbewegungen, Augenaufreißen, Abbruch des Blickkontakts und vieles weitere – individuell verschieden. Diese Formen von Vermeideverhalten sind gelernt worden – und können demnach auch wieder verlernt werden!
Nach dem Identifizieren kann folglich die Modifizierung, also die Beeinflussung und Veränderung der eigenen Sypomtome erfolgen, auch der Primärsymptome.
Zudem kommt es zu einer Desensibilisierung. Das Thema Stottern wird vollkommen sachlich angegangen, für den Logopäden nichts Neues, aber vielleicht für den Betroffenen? Endlich kein Wegschauen mehr, kein Tabuthema, keine unnötige Scham. „Ich stottere. Na und?“ Das Vermeideverhalten kann aufgelöst werden mit dem Erleben von verschwindender Aufgeregtheit.
Das Stottern kann in jedem Alter behandelt werden. Mit Kindern gestalten sich die Therapiebereiche selbstverständlich spielerisch. Vielleicht braucht Ihr Kind aber auch gar keine Therapie, sondern Sie als Eltern profitieren von unserer Beratung und einer klärenden Sicht auf das Sprechen.